frtwk im Süden: Pöbel MC - PMC Tourbo 2023

Frachtwerk im Süden ist eine mehrmals im Jahr stattfindende Konzertreihe in Zusammenarbeit mit dem Kulturmagazin Frachtwerk. Genregrenzen gibt es keine, die Musik, die Künstler*innen stehen im Vordergrund.   Es ist Pöbel MC, Deutschraps amtierender Schachboxchampion, der nichtmal Boxen bräuchte, um den Laden auf links zu ziehen. Was in den feuchten Kellergemäuern autonomer Jugendzentren begann, hat nicht ohne Grund seinen Weg in ausverkaufte Konzertsäle von stattlicher Größe gefunden: wo der Pöbelmane sein Schellenesperanto zum Besten gibt und haltungsstabile Rhetorik mit athletischer Bühnenperformance fusioniert, ist «Pöbel Sports» mehr als eine vage Floskel. Vergiss das behäbige Ambiente toxisch-verkiffter Hip-Hop-Jams, denn hier wird Hochleistungssport betrieben – auf, wie vor der Bühne. Zwischen Sprechgesang und wuchtigen Drum-Stafetten entwickelt beinahe jede Pöbel-Show früher oder später den solidarisch-dynamischen Vibe eines guten Punk-Konzerts – und niemand hat die Absicht, seine Stimmbänder zu schonen.   Das Konzert-gewordene Hybrid aus Punchline-Gewitter, gesellschaftskritischer Lehrstunde und Bierdusche ist ein Place To Be. Für alle, die auf Style und Geschlechter scheißen und sich trotzem in Schale schmeißen und für alle anderen auch.     Als Support Act freuen wir uns auf Débikatesse!   “Jo aber Alti genau so mosches mache: Du mosch der so lang selber sege, dass du de shit bisch, bis selber glaubsch dass du de shit bisch, susch machts niemer mann”   ...sagt Débikatesse auf ihrem Intro an und direkt gehts los mit düsteren Beats und female Deutschrap Gangster-Version, mit Einflüssen von #Hayiti, über #ShirinDawid bis #SchwestaEwa... Selbst wenn du in Appenzell auf der Alp stehst und dir eitler Sonnenschein die ersten Schweissperlen auf dem rotbackigen Gesicht abfordert, tut sich bei Débikatesse’s Tracks vibetechnisch direkt der Himmel zu, der Wind peitscht dir scheinbar rücksichtslos ins Gesicht, während du gedanklich durch eine düstere Hochhaussiedlung gehst, keine Aussichten ausser der unerbittliche Kampf aus der Misere, idealerweise an die Spitze der Charts. Da trifft ein trotziger und in seiner Stringenz unerschütterlicher Glaube an sich selbst und was möglich ist, wenn man sich so richtig reinhängt, in der “I am the shit”-Manier auf szenetypische Dominanz-Flexes wie “Wollte hörprobe machen da sind die Boxen gestorben”, Alltägliches wie  “zu faul für Augenmakeup aber Lipgloss regelt” auf - sadly still - provokativ-politische Fronts wie “#notallmen aber jede flinta* die ich kenn, wie willst du mir das erklären” und der Eindruck scheint: Débikatesse will eig einfach ihr Ding machen, aber dann gibts ja noch dieses Sch*** Patriarchat und die leidigen Sideeffects wie die in “Gift”  besungene toxische Männlichkeit, welche halt zur Zielscheibe der Lines werden muss. Bis diese elendige Altlast endlich überwunden ist, gönnst dir besser diese Zürcherin mit einer vielversprechenden Zukunft im Rap Circus ahead, denn, “Wenn du self confidence booster musik brauchst: i got you boo”   Danach: Afterparty mit DJ- Set von Affect Alien!