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Der Fall als mediale Figur des Widerstands

Vortrag/Podium

Vortrag. Mit Winfried Gerling

Der Fall als mediale Figur des Widerstands

Seit der Mensch sich erhoben hat, um als homo erectus auf zwei Beinen durch die Welt zu gehen, ist der Sturz, der Fall sein ständiger Begleiter. 

Als Sündenfall, als ›Lapsus‹ hat er sich metaphorisch universalisiert. 

Er ist zur conditio humana geworden. Jenseits von Eden hält sich die Welt zwischen Himmel und Hölle als prekäre Choreographie, als eine in jedem Moment gefährdete temporäre Konstellation.
Die Bildgeschichte des Falls legt Zeugnis ab von dieser Zerbrechlichkeit und ständigen Gefährdung - und zeigt das Fallen zugleich als schöpferisches Spiel: Schwerkraft und Widerstand bedingen hier die Möglichkeit des Tanzes, schaffen den Raum, in dem das Sichtbare weniger indifferentes Schweben als engagiertes Ringen ist. Vom Ikarus des Goltzius bis zu Russell Sorgis Fotografie der aus dem Fenster eines Hotels in Buffalo springenden Selbstmörderin entfalten diese Bilder ihre besondere Ästhetik und ihren medialen Eigensinn aus dem Widerstreit der Kräfte und öffnen so den Blick auf eine existenzielle Dimension des Menschseins.     
Noch der sich mit dem Siegeszug der GoPro, der Actionkameras zuspitzende Drang zur Exploration des Sturzes, des freien Falls, ist so mehr als nur Mode. 

Er ist mehr als Hype um die Gefahr, die Attraktivität des Risikos, mehr als nur Voyeurismus. 

Das Grenzgängerische wird zur Erkundung der eigenen Bedingtheit, zum Selbstfindungsprozess unter den Bedingungen der Digitalität.

 

Winfried Gerling, ist Professor für Konzeption und Ästhetik der Neuen Medien (seit 2000) an der Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Design im Studiengang Europäische Medienwissenschaft,  der gemeinschaftlich mit der Universität Potsdam betrieben wird.
Er studierte Kunst (Fotografie und Installation) an der Universität der Künste in Berlin (1988-94). Mitglied des Direktoriums am Brandenburgischen Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM) und seit Oktober 2018 Mitglied des Forschungskollegs "SENSING: Zum Wissen sensibler Medien", das von der VolkswagenStiftung gefördert wird.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen: praktische, theoretische und historische Reflexion fotografischer Medien, digitale Ästhetik, mediale Umwelten und Medienkunst.

präsentiert im Rahmen des Kulturprojektes Innereien der Albert Koechlin Stiftung

Eintrittspreis

gratis


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